Christiane Schmidtmer Memorial

CHRISTIANE SCHMIDTMER


wurde an Heiligabend 1939 - als Christel Schmidtmer - in Mannheim geboren. Ihr Vater Jakob Schmidtmer verschwand im Zweiten Weltkrieg in Russland. Aus dem kriegszerstörten Mannheim zog ihre Mutter Gertrud zunächst mit ihr nach Mosbach und nach ihrer erneuten Heirat ließ sich die Familie in Heidelberg nieder. Dort besuchte Christiane Schmidtmer das Hölderlin Gymnasium, an welchem sie Ende der 50er Jahre ihr Abitur ablegte.

 Im Jahre 1959 begann sie eine zweijährige Schauspielausbildung in München. Es folgten erste Theaterengagements in Bad Kreuznach, Düsseldorf und Berlin. Unter anderem spielte sie in Marc Camolettis Theaterstück "Boeing Boeing". Der Sprung zum Fernsehen ließ nicht lange auf sich warten und Christiane Schmidtmer drehte unter anderem für den WDR und die ARD. Internationale Bekanntheit erlangte sie erstmals mit dem Flüchtlingsdrama "Verspätung in Marienborn". Der Film kam auch in den USA in die Kinos und machte sowohl Hollywood, als auch Max Factor Cosmetics auf die junge, deutsche Schauspielerin aufmerksam. Auf der New York World's Fair 1964 wurde sie als exklusives Cover Model der Kosmetikfirma vorgestellt.

 
Bald folgte der Sprung nach Hollywood und Christiane Schmidtmer gehörte zu den wenigen deutschen Schaupielerinnen, die dort in den 60er Jahren vor der Kamera agierten. Sie spielte in dem oscarprämierten Film "Das Narrenschiff" an der Seite großer Weltstars und kehrte in die Rolle der sexy Lufthansa Stewardess in der Filmversion von "Boeing Boeing" mit Tony Curtis und Jerry Lewis zurück. Hollywoodkritiker bezeichneten sie als den "aufregendsten deutschen Import seit Marlene Dietrich" und sie avancierte in den USA zum stereotypen, deutschen Fräuleinwunder.

Ihre angeblichen Affären mit Omar Sharif, Elvis Presley und Glenn Ford machten auch hierzulande Schlagzeilen. Im Jahre 1966 kam sie zu Playmate-Ehren in der US-Ausgabe des Playboys - die Bilder waren sehr erotisch, aber nicht so freizügig, wie die anderer Models. Ihre Hollywood-Karriere hatte ihren Zenit da bereits überschritten, dennoch blieb sie bis Anfang der 80er Jahre im Filmgeschäft, vermehrt in kleineren Rollen großer Hollywoodproduktionen, als Gaststar in verschiedenen US-Serien und auch als Kultfilm-Queen in einigen B-Movie Produktionen. Sie drehte in den USA, Deutschland und Israel und war häufig zu Gast in amerikanischen Talkshows.

Nach Veröffentlichung ihrer Autobiografie im Jahre 1981 zog sich Christiane Schmidtmer fast vollständig ins Privatleben zurück. Lediglich für den Tierschutz engagierte sie sich noch öffentlich. Abwechselnd lebte sie in Los Angeles und Heidelberg. Dort verstarb sie völlig überraschend am 13. März 2003 im Alter von nur 63 Jahren.

Sie hinterließ ihre Mutter Gertrud, die im Januar 2016 im Alter von 96 Jahren starb, und bis zuletzt in Heidelberg lebte, wo ich sie häufig besuchte. Ihr letzter Manager und langjähriger Weggefährten Ron Russel lebt heute in Las Vegas. Auch zu ihm besteht persönlicher Kontakt, und nur so war es mir möglich dem Leben und Wirken von Christiane Schmidtmer zu Ehren im April 2010 eine recht aufwendige und umfangreiche Ausstellung vorzubereiten, welche wir während unserer Produktion von "Wie wär's denn Mrs. Markham" im Foyer des Ferdinand-Schmid-Hauses zeigten. Ron Russel stellte für mich den Kontakt zum Deutschen Filmmuseum und Filminstitut in Frankfurt her, welches Christiane Schmidtmers große Sammlung an Hollywood-Erinnerungen verwaltet. Ein großes Dankeschön geht hier an Beate Dannhorn, Archivarin des Museums, die mich in den Vorbereitungen unserer Ausstellung sehr unterstützte.

Im Dezember 2014 tauchte in Wien ein bisher unbekannter Heinz Erhardt Kurzfilm in einem Nachlass des Regisseurs Johann Alexander Hübler-Kahla auf. In dem 37-minütigen Fernsehspiel, welches auf einem französischen Einakter aus dem Jahre 1933 beruht spielt Christiane Schmidtmer die vollbusig-schnippische Sekretärin eines windigen Kredithais. Unter anderem aufgrund meiner Recherchen gelang es, die Entstehungszeit des Films auf die frühen 60er Jahre einzugrenzen. In Schmidtmers persönlichen Aufzeichnungen, welche sie sehr genau führte, taucht der Film unter dem Titel "Das Büro der unbegrenzten Möglichkeiten" auf und wurde im Jahre 1962 für das ZDF produziert. Diese Unterlagen fanden sich erst durch Sichtung des Nachlasses nach dem Tode Schmidtmers Mutter. "Geld sofort" erschien am 2. April 2015 in der Reihe "Filmjuwelen" auf DVD.
 
Dirk Berger

Filmografie:


1962: Geld sofort als Die Sekretärin

1963: Ein Todesfall wird vorbereitet als Sandra Williams

1963: Verspätung in Marienborn als Karin

1963: Der chinesische Koch (Serie Hafenpolizei)

1964: Fanny Hill als Fiona

1964: Sechs Stunden Angst als Carla de la Osta

1965: DM-Killer als Miranda

1965: Keine Angst vor der Hölle

1965: Das Narrenschiff (US-Titel: Ship of Fools) als Lizzi

1965: Boeing Boeing als Lise Bruner/Lufthansa

1966: The Last Man (Serie Blue Light) als Erika von Lindendorf

1966: Verrückter Wilder Westen (The Wild Wild West) als Lucretia Ivronin

1966: Fortress Wiesbaden (Serie 12 O'Clock High) als Frieda von Heurtzel

1966: I Deal in Danger als Erika von Lindendorf

1968: Ein Käfig voller Helden (Serie, 1 Folge) als Heidi Baum

1969: Unser Doktor ist der Beste als Frau Janssen

1970: Little David (Serie The Most Deadly Game) als Bettina

1971: The Big Doll House als Miss Dietrich

1973: Scream, Pretty Peggy als Jennifer Elliott

1974: Airport '75 - Giganten am Himmel als Angie Bell

1974: Countdown: Part 1 (Serie Police Story) als Hilda

1975: The Specialist als Model

1975: Angriff der Riesenspinne als Helga

1976: Officer Dooly (Serie Police Story) als Lynn

1977: Wonder Woman (Serie, 1 Folge) als Lisa Engel

1979: Ein Traumhaus für Zwei (US-Titel: Half a House) als Gina

1981: Eis am Stil 3 als Fritzi

 

Viele der Filme und auch einige der Serien in denen Christiane Schmidtmer mitwirkte sind mittlerweile auf
DVD erschienen und auch in Deutschland erhältlich.
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